barrierefrei wohnen, schwellenlos mit Nullbarriere
barrierefrei planen mit schwellenloser Wohnung
barrierefrei bauen mit bodengleicher Dusche

In diesem Innenarchitektur Blog über barrierefrei Planen, Bauen und Wohnen zeige ich Ihnen, dass viele Anforderungen an barrierefreien Wohnraum für den Alltag einfach praktisch sind und Wohnkomfort bedeuten. Sie sollten deshalb nicht nur im barrierefreien Bauen Anwendung finden.

 

Sie denken darüber nach, ein Eigenheim zu erwerben oder zu bauen? Jetzt sollen Sie sich auch noch damit beschäftigen, barrierefrei zu planen? Im Hinterkopf haben Sie schon die Idee, dass Sie in den neuen Räumen alt werden möchten. Der Gedanke an barrierefreien Wohnraum oder eine rollstuhlgerechte/ behindertengerechte Wohnung wird aber schnell zur Seite gedrängt.

 

Barrierefreies Bauen erscheint uns total abwegig, weil wir alle die Bilder von sterilen Wohnungen mit Haltegriffen in Altenheimambiente im Kopf haben. Dabei ist es auch für eine junge Familie attraktiv, barrierefrei zu Wohnen.

 

Jetzt gibt es einen ziemlichen Wirrwarr an Begrifflichkeiten, Din-Normen und vielzählige Anforderungen für barrierefreies Bauen und barrierefreies Wohnen. Da erschließt sich einem nicht mal auf die Schnelle, welche Vorteile barrierefreier Wohnraum und barrierefreies Wohnen, jetzt für Sie haben sollte.

 

Mein Ziel ist für Klarheit zu sorgen, was barrierefrei und rollstuhlgerecht eigentlich bedeutet. Damit Sie auch in ferner Zukunft zuhause wohnen können, zeige ich Ihnen in meinem Innenarchitektur Blog über Barrierefreiheit die wesentlichen baulichen Maßnahmen auf, die Sie jetzt schon umsetzen können - mit Blick in die Zukunft und ohne Altenheimambiente.

Klarheit im Dschungel der Begriffe

Sicherlich haben Sie schon einmal folgende Begriffe gehört und gelesen: altersgerecht, seniorengerecht, barrierearm, barrierereduziert, rollstuhlgerecht, schwellenarm, behindertenfreundlich, barrierefrei, behindertengerecht, ...

 

Die Nachfrage nach im Alter nutzbarem Wohnraum steigt stetig an, weil eine seniorengerechte Wohnung/ ein altersgerechtes Haus ein lebenslanges Wohnen in den eigenen vier Wänden ermöglicht.

 

Viele Makler, Vermieter und Bauunternehmer haben diesen Markt für sich entdeckt und werben mit Wohnungen, die seniorengerecht oder altersgerecht sein sollen. Dabei handelt es sich um ganz normale Wohnungen, die vielleicht über einen Aufzug erreichbar sind. Der Ausbaustandart ist nicht definiert. Aber als Marketinginstrument für den Verkauf klingen diese Bezeichnungen erst einmal sehr gut.

 

In barrierearmen, barrierereduzierten und schwellenarmen Wohnungen ist eventuell noch zusätzlich eine bodengleiche Dusche eingebaut und man hat eventuell darauf geachtet, keine Türschwellen einzubauen.

 

Behindertengerechte Wohnungen sind nicht zwingend rollstuhlgerecht geplant. Diese Wohnungen sind nur für die jeweilige Behinderung des Bewohners gebaut worden. Für einen tauben Menschen kann das zum Beispiel die Ausstattung mit einem optischen Türgong sein. Behindertengerecht ist also kein allgemein gültiges Ausstattungskriterium.

 

Barrierefreies und rollstuhlgerechtes Wohnen: Jetzt wird es spannend, denn diese beiden Begriffe wurden vom Gesetzgeber genau definiert. Barrierefreie Wohnungen haben einen höheren, altersgerechten und vom Gesetzgeber genau definierten Standard, um ein selbstbestimmtes Leben im Alter zu ermöglichen. Rollstuhlgerechte Wohnungen sind barrierefreie Wohnungen, die auch mit dem Rollstuhl nutzbar sind.

 

Warum es sich lohnt barrierefrei zu planen

Wollen Sie lebenslang komfortabel wohnen, dann sollten Sie sich die hohen Umbaukosten für Ihre Wohnung und Ihr Haus ersparen. Sie müssen doppelt zahlen, wenn Sie Ihre Räume nachträglich barrierefrei umbauen müssen. Planen Sie lieber von Anfang an barrierefrei - für eine langfristige Nutzbarkeit als Senioren-Wohnung.

 

Wenn Ihre Wohnräume für zukünftige Behinderungen nicht geeignet sind und sie die Räume nachträglich nicht barrierefrei umbauen können, dann müssen sie womöglich Ihr Zuhause verlassen. Letztendlich sind Sie doch gezwungen, Ihr Leben außerhalb der gewohnten Wände zu verbringen.

 

Sorgen Sie gleich für alle Eventualitäten des Alters vor und planen Sie Ihr zukünftiges Zuhause mindestens barrierefrei. Mit einer rollstuhlgerechten Wohnung sind Sie immer auf der sicheren Seite.

 

Von vielen baulichen Maßnahmen für ein barrierefreies Wohnen profitieren Sie auch wenn Sie

noch fit sind.

Im Wesentlichen bedeutet barrierefreier Wohnraum erst einmal mehr Platz. Das heißt aber nicht zwingend, dass Sie mehr Quadratmeter und damit teuren Wohnraum benötigen. Eine geschickte Raumplanung hilft Ihnen, den hierfür notwendigen Raum zu gewinnen.

 

Für eine barrierefreie Wohnung sind die Mindestbewegungsflächen vom Gesetzgeber definiert worden:

  • In einer barrierefreien Wohnung muss der Flur 120 cm breit, eine bodengleiche Dusche 120 x 120 cm groß und vor Möbeln mindestens 90 cm Platz sein. In einer rollstuhlgerechten Wohnung wird dieser Platzbedarf durch die Nutzung des Rollstuhls und die benötigte Armfreiheit noch einmal um 30 cm auf 150 x 150 cm, dem Wendekreis des Rollstuhls, erweitert.

Mehr Bewegungsraum bietet aber auch mehr Fläche und damit potentielle Stauraumfläche für Ihre Familie. Sind die Kinder aus dem Haus, muss man auch nicht mehr so viele Dinge verstauen und erhält dafür den notwendigen Bewegungsraum für das barrierefreie Wohnen.

 

Ausreichend breite Flure, die auch Raum für eine Garderobe bieten und in die man eine Bank zum Schuhe anziehen stellen kann, sind immer praktisch. Der Flur als bloßer Durchgangsraum ist verschenkter und damit nicht nutzbarer Platz.

 

  • Für Barrierefreiheit müssen alle Räume stufenlos erreichbar und im Idealfall auch schwellenlos - also ohne Stolperkanten - betretbar sein. Die Bodenbeläge innerhalb der Wohnung sollen trittsicher, rutschhemmend und dabei pflegeleicht sein.

Dies ist ein wünschenswerter Standard für alle Räume, der bei guter Vorplanung, unter Berücksichtigung der Bodenbelagshöhen, von Anfang an geplant werden kann – auch ohne zusätzliche Kosten.

 

Böden ohne Rutschgefahr sollten für jeden Wohnraum Standard sein. Speziell im Badezimmer müssen nasse Fliesen immer eine ausreichende Rutschhemmung vorweisen.

Barrierefreie Türen

  • Die Türöffnungen müssen immer 80 cm, für Rollstuhlfahrer 90 cm betragen.

80 cm breite Türöffnungen sind heute beim Bauen üblich. Einzig die Gästetoilette wird meist mit einer schmaleren Tür erreichbar gemacht. Warum eigentlich? Kostentechnisch ist es auch kein so großer Unterschied, ob die Türen 80 oder 90 cm breit sind.

 

Wenn Sie allerdings die Türbreiten nachträglich vergrößern müssen, dann bedeutet das immer immense Umbaukosten. Dann müssen die alten Türrahmen heraus gebrochen und die Wände aufgeschlagen werden. Anschließend wird beigeputzt oder gespachtelt, Tapeten neu geklebt und/ oder neu gestrichen, der neue Türrahmen und auch das neue Türblatt eingesetzt. Ich denke: es ist leicht nachvollziehbar, dass das einiges kostet.

 

  • Die Tür zum Bad sollte nach außen öffnen und im Notfall auch von außen zu entriegeln sein.

Leben kleine Kinder bei Ihnen, dann sollten Türen immer von außen zu öffnen sein, falls sich Ihr Kind einmal einschließt. Die Öffnung einer Badezimmer-Tür oder WC-Tür zum Flur erscheint erst einmal ungewöhnlich. Dies ist aber sinnvoll, um Sie im Notfall aus dem Bad holen zu
können - auch wenn Sie vor dem Eingang liegen.

 

Das gilt auch für Duschtüren. Diese müssen immer auch nach außen aufgehen, um Sie notfalls retten zu können. Muten Sie bitte niemandem zu, die Glastür einschlagen zu müssen, um ihnen helfen zu können.

 

Die nach außen öffnende Badezimmer-Tür bedeutet aber auch, dass Sie gefühlt ein viel größeres Bad bekommen. Die Fläche, die sonst durch die Tür versperrt wird, kann sinnvoller genutzt werden.

Fensterhöhe

Niedrige Fenstergriffe sind für Sie normalerweise nicht komfortabel. Da plädiere ich für den Einbau in üblicher Höhe. Sie können sich mit nachträglich montierbaren Verlängerungen für Fenstergriffe oder aufsteckbaren Öffnungshilfen helfen. Oder sie rüsten gegebenenfalls auf einen elektrischen Fensterantrieb um, der mit Schalter oder Fernbedienung gesteuert wird.

 

Fensterbrüstungen werden normalerweise in einer Höhe von 80 bis 90 cm Höhe gebaut. Was spricht gegen mehr Licht, wenn man von Anfang an tiefere Fenster einplant? In modernen Häusern werden sowieso schon oft bodentiefe Fenstertüren eingeplant, die in den oberen Etagen mit einem Fallschutz versehen werden.

Der Trend geht zu größeren Duschen, die größer als die früher üblichen 80 x 80 cm sind. Wenn das Bad sehr klein ist, würde ich eher auf die Badewanne verzichten und gleich eine größere Dusche einbauen. Oft kann man mit einer klugen Badplanung auch kleinste Bäder barrierefrei gestalten.

 

In Neubauten ist der Einbau einer bodenebenen Dusche überhaupt kein Problem. Die Dusche benötigt, genauso wie ein Waschbecken, einen Siphon. Bei der nachträglichen Sanierung eines Bades ist die Höhe des Duschsiphons oft das Hindernis für den bodengleichen Einbau.

 

Dafür sind Raumspar-Siphons auf dem Markt erhältlich. Allerdings geht die niedrige Bauhöhe oft zu Lasten der Wassermenge, die sie aufnehmen können. Wenn möglich sollte man daher den Duschsiphon in die Decke versenken und gegebenenfalls in der darunter liegenden Etage das Abwasserrohr mit einem Trockenbaukoffer ummanteln.

 

Diese Badewannengröße ist Standard im Wohnungsbau. Der Trend geht sogar eher zu 180 cm langen Wannen, die meist 80 cm breit sind. Für die Pflege älterer Menschen sind große Duschen viel praktischer, weil das Pflegepersonal Sie gut erreichen kann. Also ist die Badewanne meiner Meinung nach kein Kriterium für eine barrierefreie und rollstuhlgerechte Wohnung.

Barrierefrei: WC und Waschbecken

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass ein WC mindestens so hoch wie ein Stuhl sein sollte. Der Standard von 42 cm Höhe ist für die meisten Menschen nicht komfortabel und schädigt langfristig die Bandscheiben. Die Norm sollte für die WC Höhe mindestens 46 cm sein, plus WC Sitz.

 

Hier kommt es darauf an, einen Unterputz-Spülkasten einzubauen, der von Anfang an eine höhere Montage des WCs zulässt. Den zusätzlichen seitlichen Platzbedarf für den Rollstuhl kann man gut für einen Badschrank nutzen und dieser bietet gleichzeitig auch ein wenig Sichtschutz für den WC Bereich.

 

  • Unter dem Waschbecken braucht es Platz, um mit dem Rollstuhl drunter zu fahren.

Wenn man von Anfang an darauf achtet, dass man einen Waschtischunterschrank gegebenenfalls auch entfernen kann, dann ist man auf der sicheren Seite. Im Rollstuhl benötigen Sie in der Tiefe mindestens 30 cm Platz für die Knie und die Höhe der Oberschenkel beträgt mindestens 67 cm. Planen Sie die Oberkante des Waschtisches von Anfang an für Ihre Größe – auf Hüfthöhe.

Stütz- und Haltegriffe

Wenn Sie die Wände im Bad als Kalksandsteinwände mauern, können Sie jederzeit und an jeder Stelle Stützgriffe montieren. Wände in Leichtbauweise, also als Trockenbauwand ausgeführte Wände, brauchen aussteifende und tragende Hölzer bzw. Platten in der Konstruktion. Nur dann geht der nachträgliche Einbau von Stützgriffen.

 

Sonst sind Sie gezwungen, nachträglich die Leichtbauwände aufzustemmen, tragfähige Konstruktionen einzubauen und anschließend neu zu fliesen. Das bedeutet einen immensen Kostenaufwand – zumal meist das ganze Bad neu gefliest werden muss, da von den bestehenden Fliesen nicht mehr genug Material aufzutreiben ist.

 

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass die Möglichkeit, sich in der Dusche zu setzen, für alle Menschen praktisch ist: zum Füße waschen, wenn man krank ist, oder einem schwindelich werden könnte... Da gibt es optisch schöne Lösungen, fernab der Plastiksitze, die man so kennt. Man kann sich aber auch einfach mit einem Hocker helfen, der bei Bedarf in die Dusche gestellt wird.

Diese Anordnung der Küchenzeile sollte im heutigen Wohnungsbau üblich sein. Da geht es um kurze Wege und sinnvolle Arbeitsabläufe. Schlauchförmige Küchen, in denen man vor der Küchenzeile gerade mal so stehen kann und keine Möglichkeit zum Sitzen vorhanden ist, werden heute hoffentlich nicht mehr geplant.

 

Befestigt man die Küchenplatte unabhängig von den Unterschränken an der Wand, kann man im Bedarfsfall die Unterschränke entfernen – oder sie gleich auf Rollen stellen. Wird die Küche gleichzeitig von Menschen mit und ohne Rollstuhl genutzt, sollte man in eine elektrisch höhenverstellbare Arbeitsplatte investieren. So können alle gut in der passenden Höhe kochen.

 

Oberschränke sind für eine rollstuhlgerechte Küche nicht geeignet. Im Rollstuhl sitzend können Sie nicht an den Inhalt gelangen. Deshalb müssen Sie in absenkbare Schränke investieren, oder von Anfang an möglichst viel niedrigen Stauraum einplanen.

 

Die Einbaugeräte sollten bequem und komfortabel für den stehenden Menschen erreichbar sein. Werden Sie in den Rollstuhl gezwungen, dann müssen diese Geräte in den Schränken tiefer gesetzt werden. Da bleibt Ihnen nur der Umbau der Schränke, um ein Kochen im Rollstuhl zu ermöglichen.

 

Die Küche ist also der einzige Ort, der für den Rollstuhlfahrer umgebaut werden muss. Hier kann man schlecht für den Fall vorsorgen, dass man in ferner Zukunft nicht mehr gehen kann.

  • In der barrierefreien Wohnung sollte das Bett von 3 Seiten zugängig sein und auf einer Längsseite mindestens 120 cm, besser 150 cm Platz sein – zusätzlich zur Möblierung. Vor dem Kleiderschrank ist der Platzbedarf mindestens 120 / 150 cm groß.

Diese Stellung des Bettes ist in allen Schlafzimmern sinnvoll. Der einseitige großzügige Platz ist praktisch um eine Kommode oder einen Sessel zu stellen. Gegebenenfalls kann man die Möbel wegräumen und hat so genügend Platz für den Rollstuhl.

 

Grundsätzlich ist es in allen Schlafzimmern schön, wenn das Bett nicht am Schrank klebt. Ist mehr Platz vor den Schränken vorhanden, dann können Sie eine Sitzbank vor das Bett stellen. Diese ist praktisch zum Socken anziehen, zur Aufbewahrung der Tagesdecke und der dekorativen Kissen und auch zum Lüften der Bettdecke.

Eine Überlegung, die sich für die Zukunft lohnt

Ja, barrierefreier Wohnraum ist aufwendiger zu planen. Und sicher kostet es auch mehr Geld, barrierefrei zu bauen. Aber: das ist gut investiertes Geld.

 

Ist die Wohnung mit einem Rollator oder Rollstuhl nicht mehr nutzbar und muss deshalb umgebaut werden, wird es für Sie teuer - denn ein nachträglicher Umbau kostet doppelt!

Im schlimmsten Fall müssen Sie im Alter noch einmal umziehen, wenn die Räume nicht für das Alter geeignet sind oder ein Umbau zur Seniorenwohnung sich nicht rechnet.

 

Mit einer barrierefreien Planung treffen Sie daher jetzt Vorsorge für das barrierefreie Wohnen in der Zukunft.